Texte, Töne, Bilder im Kopf
Radio machen ist eine wunderbare Sache. Für eine gute Radiogeschichte braucht man nur ein kleines Aufnahmegerät
in der Hand und einen Notizblock samt Stift in der Tasche, das ist das ganze Arbeitszeug.
Bilder entstehen trotzdem, jede gute Radioreportage erzeugt sie mit Texten und Tönen im Kopf des Hörers.
Bilder von großer Suggestion und Verlockung, weil sich ein jeder die eigenen ausmalt.

Christus kam nur bis Eboli ... Ein Besuch im Verbannungsort von Carlo Levi
Hoch oben und sehr weit weg: das Dorf Aliano in der süditalienischen Region Basilicata - auf dem Bergkamm, leicht links der Mitte, ist es gerade nur zu ahnen. 1935 wurde der Arzt, Maler und Schriftsteller Carlo Levi aus Turin hierher verbannt. Das Mussolini-Regime isolierte seine politischen Gegner vorzugsweise in den einsamsten Regionen Italiens, Levi gehörte der antifaschistischen Widerstandsgruppe Giustizia e Libertà an. Über seine Beobachtungen und Erfahrungen in der Verbannung schrieb er ein Buch, das (auch durch seine Verfilmung) weltbekannt wurde: Christus kam nur bis Eboli.
MediaStoria hat Aliano besucht und mit den letzten Zeitzeugen gesprochen.
 

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Aliano 1


Aliano 2   Aliano 3

Heute ist Carlo Levi in Aliano allgegenwärtig, auf Wandbildern und als Bronzebüste. In der kleinen Leihbücherei von Aliano (Bild unten) ist sein
bekanntestes Buch in vielen Sprachen zu finden ...


Aliano 4
Aliano 5   Aliano 6

In der Zeit seiner Verbannung in Aliano lebte Carlo Levi in einem Haus, hoch über den Klippen und Schluchten der Calanchi, ganz am Ende
des Dorfes ...


Aliano 7   Aliano 8

Don Pietro Dilenge, genannt Don Pierino, ist seit bald einem halben Jahrhundert Pfarrer in Aliano - er hat Carlo Levi noch persönlich gekannt.
Und er hat unermüdlich dafür gesorgt, dass das Andenken an Levi in Aliano wachgehalten wird. Ohne Don Pierino gäbe es heute keine Casa Levi,
kein Museum und nicht den Literaturpreis Premio Carlo Levi. Das linke Bild zeigt Don Pierino vor einem Selbstporträt des Malers in der kleinen
Pinacoteca von Aliano.


Aliano 9   Aliano 10

Die Hauptstraße von Aliano, exakt gestutzt Bäume und Männer mit viel Zeit. Die Basilicata war schon immer eine Auswanderer-Region - mit Ziel
Amerika, entweder USA oder Argentinien. Zu Carlo Levis Zeiten hatte Aliano noch mehr als doppelt so viele Einwohner wie heute.


Aliano 11  

Die Casa dell‘Americano erzählt Auswanderergeschichten aus mehreren Generationen, und einige verflechten sich mit den Geschichten und Personen, die Carlo Levi in seinem Buch erzählt. Übernachten kann man in der Casa dell‘Americano übrigens auch, stilecht im originalen Mobiliar der 193oer Jahre.
 
La contadina Sisina kocht nicht nur wundervolle bäuerliche Gerichte, sie kann auch wundervoll über ihren Vater erzählen, der von Carlo Levi seinerzeit Farben, Pinsel und Malunterricht erhielt.

Aliano 12

Carlo Levis letzte Ruhestätte auf dem Friedhof von Aliano. Besucher legen nach jüdischer Tradition einen Stein auf sein Grab, manche auch einen Bleistift oder Kugelschreiber ...

Alle Fotos (außer La contadina Sisina) © Manfred E. Schuchmann